Leuchtende Nachtwolken 2004 |
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Leuchtende Nachtwolken in der D/A/CH-Region 2004
Mit 23 NLC-Nächten* (Übersichtstabelle) war 2004 zwar die beste Saison seit 1997, lag aber im langjährigen Vergleich immer noch unter dem Durchschnitt. Dagegen entsprach die Saisonlänge von 59 Tagen in etwa dem Mittelwert. Die Sichtbarkeit der Leuchtenden Nachtwolken blieb wie in den Vorjahren weitgehend auf Gebiete nördlich des 51. Breitengrades beschränkt. "Große" Displays traten erneut nicht auf, aber in 4 Nächten wurden helle und dementsprechend recht auffällige NLCs gesichtet, so in den Nächten 07./08.07.2004 und 29./30.07.2004. Höhepunkt der Saison war ein - als solcher damals durchaus erkannter - "Outbreak" von NLCs im Zeitraum 01.07. - 04.07.2004, als zweimal (01./02.07.2004 und 03./04.07.2004) die Helligkeit 4 erreicht wurde. In letztgenannter Nacht waren die NLCs so auffällig, dass zahlreiche Anrufe bei der Mannheimer UFO-Meldestelle eingingen. * Sehr fragliche Meldungen aus den Nächten 23./24.05.2004 und 27./28.07.2004 ließen sich nicht bestätigen. Ein kniffeliger Fall war die Nacht 06./07.07.2004, aus der u.a. eine Animation vorliegt. Nach konstruktiver Diskussion fiel die Enrscheidung gegen NLCs. Rendtel (2004d, S. 142) führt eine Beobachtung von Alexander Wünsche in der Nacht 16./17.07.2004 auf, die jedoch auf dessen Homepage keine Erwähnung findet. Vielmehr nennt er dort ausdrücklich den 11.07.2004 als seine letzte Beobachtung der Saison. Dem entsprechen auch seine Meldungen an die internationale Beobachterliste. Wir gehen daher von einem Kompilierungsfehler in Rendtel(2004d) aus. Alle 4 aufgeführten Nächte wurden in der Saisonübersicht nicht berücksichtigt xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Das AKM-Forum entwickelte sich 2003 endgültig zur zentralen Anlaufstelle für NLC-Beobachtungen, aber auch im Forum der Wetterzentrale erfolgten weiterhin in geringerem Maße Meldungen. Typisch für die Diskussionskultur der damaligen Zeit war die Zersplitterung der NLC-Beobachtungen einer Nacht auf mehrere Einzelthreads (s. Anmerkungen in der Übersichtstabelle), was nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit beitrug. Entscheidend war aber, dass die immer zahlreicher werdenden NLC-Novizen im AKM-Forum auf erfahrene Beobachter trafen. So wies Olaf Squarra früh in der Saison auf die Möglichkeiten hin, welche das OSWIN-Radar in Kühlungsborn bot. Im Laufe des Sommers wurden die online verfügbaren MSE-Plots des Radars immer wieder diskutiert (Beispiel); Alexander Wünsche erstellte nach Saisonende eine kleine Auswertung.
Verwechslungen von NLCs und Zirren waren 2003 ein weiteres großes Thema. Durch sorgfältige Analysen konnte belegt werden, dass
2003 war auch das Jahr, welches den Durchbruch der digitalen Fotografie brachte, obwohl es noch einige Jahre dauern sollte, bis der chemische Film ganz verdrängt wurde. Da die Limitierung der Aufnahmezahl durch teures Filmmaterial nun wegfiel, war es leicht möglich, Reihenaufnahmen von NLC-Displays zu erstellen und diese zu Animationen oder sogar Zeitraffern zu verarbeiten. Doch Speicherplatz war im Internet noch ein knappes Gut, weshalb die Filme stark kompromiert werden mussten. Videoplattformen, welche dieses Problem lösten, waren 2003 noch Zukunftsmusik.
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![]() Abb. 1: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa 2004
Leuchtende Nachtwolken am 11./12.07.2004"Interessant ist auch, dass die hellen NLC in der Nacht 12./13. Juli offenbar eine südliche Grenze hatten: An einem ausdrücklich als dunkel bezeichneten Nordhimmel in Buchloe (48˚ Nord) waren sie nicht erkennbar" Rendtel (2003c, 130).
Das letzte NLC-Display der kurzen Saison 2003 war zugleich auch das eindrucksvollste und mit 13 Meldungen das am besten beobachteten. Wie oben zitiert war es von Buchloe (48˚02'N/10˚44'E) definitiv nicht sichtbar, während es in Mainz (50˚00'N/8˚16'E) eindrucksvoll mit bis zu 14˚ Horizonthöhe in Erscheinung trat. Alle anderen Nachweise kamen aus der Nordhälfte Deutschlands (Abb. 2). Da die NLCs während der gesamten Nacht auftraten, behinderte ein durchziehendes Wolkenband (Abb. 3, 4) die Beobachtung allenfalls zeitweise.
Für einen Teil der Beobachtungen liegen genaue Azimutangaben oder zumindest allgemeine in der Form "N" oder "NNW" vor. Daraus lässt sich ungefähr die südliche Begrenzung des NLC-Feldes rekonstruieren (Abb. 5). Demnach standen Leuchtende Nachtwolken bis zu einer Linie Aachen - Usedom im Zenit. Da jedoch kein Beobachter eine Höhe von über 50 Grad angegeben hat, lässt sich folgern, dass das Display höher am Himmel eine zu geringe optische Dichte aufwies, um sich gegen die Dämmerung durchzusetzen. Aus Mainz liegen Höhen- und Azimutangaben für Abend und Morgen getrennt vor. Demnach zog sich das NLC-Feld leicht nach Norden zurück;, behielt aber seine Position in etwa bei. Da Leuchtende Nachtwolken zumeist mit hoher Geschwindigkeit (bis 100m/s) nach Südwesten ziehen, deutet dies auf fortwährende Neubildung während der Nachtstunden oder aber auf "Nachschub" aus weiter nordöstlichen Gebieten hin.
Abb. 2: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa in der Nacht NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa am 11./12.07.2004
Abb. 3: Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) NOAA 17 vom 13.07.2003, 23:31 MESZ. Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland.
![]() Abb. 5: Rekonstruktion der südlichen Begrenzung der in der Nacht 11./12.07.2004 in Mitteleuropa beobachteten NLCs. Der eingezeichnete Beobachtungsort ist Schlägl.
Literatur
Gavine, David (2009): Noctilucent Cloud over Britain and Western Europe, 2001-2005. J. Br. Astron. Assoc. 119 (2), 82-84. |
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