Leuchtende Nachtwolken in der D/A/CH-Region 2017
Mit 39 NLC-Nächten* (Übersichtstabelle) brachte die Saison 2017 einen neuen Rekord für Mitteleuropa, nicht nur im Zeitraum der kontinuierlichen Beobachtungen seit 1991, sondern sogar seit Entdeckung der Leuchtenden Nachtwolken im Jahr 1885. Qualitativ gehörte der Sommer jedoch zu den schwächeren; lediglich in 3 Nächten erreichten Displays eine Helligkeit der Stufen 4 oder 5. Demgegenüber stehen 18 Nächte, in denen NLCs nur fotografisch oder allenfalls schwach visuell in Erscheinung traten oder ausschließlich an automatischen Webcams nachgewiesen werden konnten. Mit 82 Tagen (25.05. - 14.08.2017) stellte die Saison eine der längsten seit 1991 dar, was vor allem an ihrem sehr zeitigen Beginn lag, welcher der früheste seit 1997 war.
Zwischen dem 09./10.06.2017 und dem 21./22.07.2017 vergingen nur wenige Nächte ohne NLC-Beobachtungen, während davor und danach lediglich 2 bzw. 3 zeitlich mehr oder weniger isolierte Displays verzeichnet wurden. 9 NLC-Nächte in der zweiten Junidekade stellten einen Spitzenwert dar, welcher zuvor erst zweimal erreicht worden war (3. Junidekade 1997, 2. Junidekade 2009). Andererseits gab es nach dem frühen Saiosnbeginn im Mai in den ersten 8 Juni-Nächten weder in Mitteleuropa noch sonstwo weitere NLC-Sichtungen, und in den Tagen danach wurden ausschließlich extrem lichtschwache Displays registriert. Erst in der Nacht 14./15.06.2017 traten in zahlreichen Ländern etwas hellere Leuchtende Nachtwolken in Erscheinung. Dieser auffällig verzögerte Saisonstart wurde mit einer deutlichen und in diesem Ausmaß offenbar eher ungewöhnlichen Erwärmung der Mesosphäre in der ersten Juni-Hälfte erklärt. Allerdings kondensierten durchaus, wie fast tägliche und oft starke Echos an OSWIN zeigten **, bis in mittlere Breiten mesosphärische Wolken aus. Deren Eiskristalle taten sich aber offenbar schwer, die erforderliche Größe zu erreichen, um NLCs im Wellenlängenbereich des sichtbaren Lichts in Erscheinung treten zu lassen.
Displays, welche die Helligkeitsstufen 4 erreichten, gab es am 01./02.07.2017 und am 16./17.07.2017 (zusammen mit fotografischem Polarlicht); lediglich am 02./03.07.2017 wurde die Stufe 5 erreicht. In einer bisweilen fast quälend lang wirkenden Saison mit zumeist allenfalls mittelhellen Displays stellten die beiden Nächte 01./02.07.2017 (Ausführliche Darstellung) und 02./03.07.2017 (Ausführliche Darstellung) einen einsamen Höhepunkt dar. Erwähnt seien gleichwohl die recht interessanten NLCs in den Nächten 20./21.06.2017 (zogen ostwärts), 24./25.06.2017 (viele Beobachtungen) und 17./18.07.2017 (Abend- und Morgendisplay zeitlich und räumlich getrennt).
* Für eine weitere Nacht (21./22.06.2017 ließ sich nicht klären, ob tatsächlich NLC beobachtet wurden.
** In der Nacht 05./06.06.2017 registrierte OSWIN sogar um die astronomische Mitternacht (gegen 01 Uhr MESZ) Echos, also zu einer Zeit, in der die Mesopause-Region über dem Radar im Erdschatten lag, sodass keine solare Strahlung zur Ionisation zur Verfügung stand. Tatsächlich war bis dahin an OSWIN noch nie ein solches "Nachtecho" beobachtet worden. Dieses Phänomen harrt noch einer Erklärung.
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