Leuchtende Nachtwolken 2003 |
Jahresrückblick 2002 | NLC-Chronik | Jahresrückblick 2011 |
Leuchtende Nachtwolken in Mitteleuropa 2003Mit 12 NLC-Nächten* (Übersichtstabelle) war 2003 im langjährigen Vergleich eine der schwächeren Saisons und mit 34 Tagen die zweitkürzeste in Mitteleuropa, was mit der bereits seit 1999 sehr hohen Sonnenaktivität zusammenhängen könnte. Die Leuchtenden Nachtwolken waren fast ausschließlich nördlich des 51. Breitengrades sichtbar und zumeist recht lichtschwach. Wirklich "große" Displays traten nicht auf, wenn auch in mehreren Nächten recht auffällige NLCs gesichtet wurden. Insbesondere die Leuchtenden Nachtwolken am 26./27.06.2003 und am 12./13.07.2003 (ausführlicher Rückblick) fanden Beachtung auch bei Zufallsbeobachtern. Global gesehen brachte 2003 nach zögerlichem Beginn ab Juni jedoch eine recht gute Saison, welche zugleich die längste überhaupt war. Die erste gesicherte Beobachtung erfolgte bereits am am 12.05.2003 (England), während die letzte vom frühen Morgen des 23.08.2003 (Island) datiert. * Eine Meldung vom Abend des 05.07.2003 lässt sich nicht mehr bestätigen, da die Webseiten mit etwaigen Belegfotos nicht mehr online sind. Das AKM-Forum entwickelte sich 2003 endgültig zur zentralen Anlaufstelle für NLC-Beobachtungen, aber auch im Forum der Wetterzentrale erfolgten weiterhin in geringerem Maße Meldungen. Typisch für die Diskussionskultur der damaligen Zeit war die Zersplitterung der NLC-Beobachtungen einer Nacht auf mehrere Einzelthreads (s. Anmerkungen in der Übersichtstabelle), was nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit beitrug. Entscheidend war aber, dass die immer zahlreicher werdenden NLC-Novizen im AKM-Forum auf erfahrene Beobachter trafen. So wies Olaf Squarra früh in der Saison auf die Möglichkeiten hin, welche das OSWIN-Radar in Kühlungsborn bietet. Im Laufe des Sommers wurden die online verfügbaren MSE-Plots des Radars immer wieder diskutiert (Beispiel); Alexander Wünsche erstellte nach Saisonende eine kleine Auswertung.
Verwechslungen von NLCs und Zirren waren 2003 ein weiteres großes Thema. Durch sorgfältige Analysen konnte belegt werden, dass
2003 war auch das Jahr, welches den Durchbruch der digitalen Fotografie brachte, obwohl es noch einige Jahre dauern sollte, bis der chemische Film ganz verdrängt wurde. Da die Limitierung der Aufnahmezahl durch teures Filmmaterial nun wegfiel, war es leicht möglich, Reihenaufnahmen von NLC-Displays zu erstellen und diese zu Animationen zu verarbeiten. Doch Speicherplatz war im Internet noch ein knappes Gut, weshalb die Filme stark kompromiert werden mussten. Videoplattformen wie Youtube, welche dieses Problem lösten, waren 2003 noch Zukunftsmusik.
Leuchtende Nachtwolken am 12./13.07.2003 "Interessant ist auch, dass die hellen NLC in der Nacht 12./13. Juli offenbar eine südliche Grenze hatten: An einem ausdrücklich als dunkel bezeichneten Nordhimmel in Buchloe (48° Nord) waren sie nicht erkennbar"
Rendtel (2003c, 130).
Das letzte NLC-Display der kurzen Saison 2003 war zugleich auch das eindrucksvollste und mit 13 Meldungen das am besten beobachteten. Wie oben zitiert war es von Buchloe (48°02'N/10°44'E) definitiv nicht sichtbar, während es in Mainz (50°00'N/8°16'E) eindrucksvoll mit bis zu 14° Horizonthöhe in Erscheinung trat. Alle anderen Nachweise kamen aus der Nordhälfte Deutschlands (Abb. 2). Da die NLCs während der gesamten Nacht auftraten, behinderte ein durchziehendes Wolkenband (Abb. 3, 4) die Beobachtung allenfalls zeitweise.
Die NLcs der Nacht 12./13.07.2003 sind online durch Fotos von Mario Lehwald (Kiel) und Olaf Squarra (Rostock) dokumentiert.
Für einen Teil der Beobachtungen liegen genaue Azimutangaben oder zumindest allgemeine in der Form "N" oder "NNW" vor. Daraus lässt sich ungefähr die südliche Begrenzung des NLC-Feldes rekonstruieren (Abb. 5). Demnach standen Leuchtende Nachtwolken bis zu einer Linie Aachen - Usedom im Zenit. Da jedoch kein Beobachter eine Höhe von über 50 Grad angegeben hat, lässt sich folgern, dass das Display höher am Himmel eine zu geringe optische Dichte aufwies, um sich gegen die Dämmerung durchzusetzen. Aus Mainz liegen Höhen- und Azimutangaben für Abend und Morgen getrennt vor. Demnach zog sich das NLC-Feld etwas nach Norden zurück;, behielt aber seine Position in etwa bei. Da Leuchtende Nachtwolken zumeist mit hoher Geschwindigkeit (bis 100m/s) nach Südwesten ziehen, deutet dies auf fortwährende Neubildung während der Nachtstunden oder aber auf "Nachschub" aus weiter nordöstlichen Gebieten hin.
Abb. 2: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa in der Nacht 12/13.07.2003
Abb. 3: Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) NOAA 17 vom 13.07.2003, 23:31 MESZ.
Abb. 4: Satellitenbild (Infrarot, Ausschnitt) NOAA 16 vom 13.07.2003, 04:20 MESZ. Image courtesy to Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland. Abb. 5: Rekonstruktion der südlichen Begrenzung der in der Nacht 12./13.07.2003 in Mitteleuropa beobachteten NLCs.
Der eingezeichnete Beobachtungsort ist Mainz.
Literatur |