Leuchtende Nachtwolken 2017 |
Jahresrückblick 2016 | NLC-Chronik |
Leuchtende Nachtwolken in Mitteleuropa 2017
Mit 39 NLC-Nächten* (Übersichtstabelle) brachte die Saison 2017 einen neuen Rekord für Mitteleuropa, nicht nur im Zeitraum der kontinuierlichen Beobachtungen seit 1991, sondern sogar seit Entdeckung der Leuchtenden Nachtwolken im Jahr 1885. Qualitativ gehörte die Saison jedoch zu den schwächeren; lediglich in 3 Nächten erreichten Displays eine Helligkeit der Stufen 4 oder 5. Demgegenüber stehen 18 Nächte, in denen NLCs nur fotografisch oder allenfalls schwach visuell in Erscheinung traten oder ausschließlich an automatischen Webcams nachgewiesen werden konnten. Mit 82 Tagen (25.05. - 14.08.2017) stellte die Saison eine der längsten seit 1991 dar, was vor allem an ihrem sehr zeitigen Beginn lag, welcher der früheste seit 1997 war. * Für eine weitere Nacht (21./22.06.2017 ließ sich nicht klären, ob tatsächlich NLC beobachtet wurden. Die meisten NLC-Nachweise (29) konnte in der Saison 2017 wie so oft in den vergangenen Jahren Olaf Squarra (Rostock) verbuchen, vor den automatischen Webcams des IAP in Warnemünde (19 Nachweise), Kühlungsborn (17) und Greifswald (13). Auf zweistellige Sichtungszahlen kamen ferner Laura Kranich (Kiel; 16), Andreas Abeln (Ahlhorn u.a.; 15) und Astrid Beyer (Körbelitz; 10). Insgesamt lieferten 190 Beobachter (davon 60 automatische Webcams) in 39 Nächten 510 Meldungen von NLCs, wovon 14.1% (72) auf die Nacht 02./03.07.2017 und 12.5% (64) auf die Nacht 17./18.07.2017 entfielen. Dies entspricht einem Schnitt von 13.1 erfolgreichen Beobachtern pro NLC-Nacht. Nimmt man die beiden vorgenannten Sonderfälle heraus, so sind es immerhin noch 10.1 pro Nacht. Beide Raten liegen etwas unter denjenigen des Vorjahres, was angesichts der vielen schwachen Displays nicht allzu verwunderlich ist. Ohne die 2017 erstmals konsequent durchgeführte systematische Auswertung der automatischen Webcams lägen die Raten wohl deutlich niedriger (Beispiel: 19./20.06.2017). Die zahlreichen Webcams insbesondere im Alpenraum lieferten wertvolle Daten über die südliche Sichtbarkeitsgrenze von NLC-Displays. In 11 Nächten kam der südlichste Nachweis von Webcams im Alpenraum, im Sauerland oder in Regensburg. Jedoch gab es keine Nacht, in der Leuchtende Nachtwolken ausschließlich durch solche eigentlich nicht zu ihrer Beobachtung vorgesehenen Kameras nachgewiesen wurden. In 11 weiteren Nächten brachten die NLC-Cams des IAP sowie die autmatisch über Nacht zur gezielen NLC-Erfassung laufenden Kameras von Astrid Beyer in Körbelitz und von Olaf Squarra in Rostock den südlichsten Datenpunkt (in den beiden letztgenannten Fällen z.T. durch visuelle Beobachtungen ergänzt).
Global gesehen war die NLC-Saison 2017 qualitativ ebenfalls eher schwach, aber noch deutlich länger als in Mitteleuropa. Höhepunkt waren im gesamten europäischen Raum die weiter oben bereits erwähnten ersten beiden Juli-Nächte, zu denen bis zum Monatsende hin noch einzelne Fotos erschienen, z.B. auf Spaceweather.com.
Im AKM-Forum wurde wie üblich neben den obligatorischen Threads zu den einzelnen NLC-Nächten ein über die gesamte Saison aktives Thema zu den OSWIN-Echos und anderen Indikatoren der NLC-Aktivität eröffnet. Daneben gab es zu jeder NLC-Nacht einen mehr oder weniger ausführlichen Rückblick mit kurzen Analysen (in der Übersichtstabelle jeweils in der linken Spalte verlinkt).
In 2017 erschienen wie in jedem Sommer auf diversen Plattformen zahlreiche Filme - zumeist Zeitraffer aus Reihenaufnahmen - von Leuchtenden Nachtwolken, deren Qualität wie üblich sehr durchwachsen war (Playlist auf Youtube).
Hervorzuheben sind neben den beiden hier auf der Seite eingebetteten Videos Zeitraffer von Peter Scott (England), "piasek32" (Polen), Jörgen Tannerstedt (Schweden), MJS Ferrier (Schottland) und Graeme Whipps (Schottland) sowie die zahlreichen Zeitraffer von Olaf Squarra aus Rostock
Aus der großen Zahl beeindruckender Fotos seien lediglich drei Beispiele aus Polen, aus einem Flugzeugcockpit über Belgien und einem Flugzeug-Seitenfenster über Kanada genannt.
Abb. 1: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa 2017. Die wichtigsten Beobachtungsorte sind namentlich gekennzeichnet.
Leuchtende Nachtwolken in der Nacht 02./03.07.2017
Die Nacht 02./03.07.2017 brachte das hellste und eindrucksvollste NLC-Display der gesamten Saison - und dies arbeitnehmerfreundlich in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Dabei sah es am Samstag (02.07.2017) zunächst gar nicht so vielversprechend aus, denn OSWIN präsentierte sich blitzblank. Als wohl niemand mehr damit gerechnet hatte, trat gegen 20:30 MESZ ein Mesosphären-Echo in Erscheinung, das bis 22:30 MESZ anhielt. Bereits eine halbe Stunde später wurden an der Collm-Cam des IAP NLCs gesichtet, welche bald darauf im Norden Deutschlands recht hell in Erscheinung traten. Weiter südlich, z.B. in Bonn, war jedoch lediglich ein bescheidenes Display zu verzeichnen (Abb. 2). Mit Überschreiten der astronomischen Mitternacht stiegen die NLCs im Norden wieder höher und dies mit großer Helligkeit. Ein über den halben Horizont (180°) reichender Bogen Leuchtender Nachtwolken begeisterte die Fotografen. Mit zunehmender Morgendämmerung erreichte und überschritt das Display im Nordosten Deutschlands (z.B. Berlin) den Zenit. Im Westen waren die NLCs etwas weniger hell und konnten sich nicht sonderlich vom Horizont lösen (Abb. 3). Nach den letzten Beobachtungen gegen 04:30 MESZ dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis sich an OSWIN wiederum Echos zeigten, welche deutlich kräftiger als am Vorabend waren und eine starke Absinkbewegung aufwiesen.
Für die Nacht 02./03.07.2017 liegen 72 Meldungen (Saison-Rekord) vor (Abb. 4, auch als PDF mit Links zu den einzelnen Beobachtungen), obwohl wetterbedingt südlich des 50. Breitengrades keine Beobachtungen möglich waren (Abb. 5). Die NLCs waren wie erwähnt zum Morgen hin deutlich heller als im Abendsektor; mehrmals wurde die Helligkeit 5 gemeldet. Es bestehen keine Zweifel, dass während der gesamten Nacht ein und dasselbe ausgedehnte NLC-Feld beobachtet wurde. Die Beobachtungen, zu denen Azimut- und Höhenangaben vorliegen, konzentrieren sich weitgehend auf die Zeitabschnitte 23:20 - 00:20 MESZ sowie 02:45 - 04:10 MESZ. Folglich wurde die Lage des jeweils beobachteten Südrandes des Displays getrennt für den Abend und den Morgen bestimmt (Abb. 6 & 7), woraus die zwischenzeitliche Südverlagerung deutlich wird. "In Berlin waren die NLC kurz vor 04:00 MESZ weit HINTER dem Zenit zu sehen. Wenn ich den Verlauf der Wolken nicht von 02:30 an mitbeobachtet hätte, würde ich es nicht glauben." Andreas Möller Abb. 2: Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 02.07.2017, 23:39 MESZ.
Abb. 3: Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 03.07.2017, 03:39 MESZ.
Abb. 4: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa in der Nacht 02./03.07.2017.
Abb. 5: Wolkenverteilung über Mitteleuropa am 03.07.2017 um 02:38 MESZ. (Quelle: Dundee Satellite Receiving Station, Dundee University, Scotland)
Nachstehende Tabelle führt die Beobachtungen auf, welche zur Erstellung der Abb. 6 und 7 verwendet und alle einem Thread im AKM-Forum entnommen wurden.
ABEND (Abb. 6)
MORGEN (Abb. 7) Abb. 6: Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Abend des 02.07.2017. Beobachtungsort = Velbert.
Abb. 7: Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Morgen des 03.07.2017. Beobachtungsort = Odenwald.
Leuchtenden Nachtwolken wurden in der gleichen Nacht in zahlreichen europäischen Ländern, vor allem auch in den Niederlanden beobachtet:
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