Die Eruption des Krakatau am 27.08.1883 zählt zu den größten Vulkanausbrüchen der letzten Jahrhunderte. Binnen kurzer Zeit wurden etwa 18 Kubikkilometer Asche ausgeworfen. Die Eruptionssäule erreichte eine Höhe von 40 - 50 km, wodurch es zu einem massiven Aerosoleintrag in die höheren Atmosphärenschichten der Erde kam. Die weltweit sichtbare Folge waren außergewöhnlich farbenprächtige Dämmerungserscheinungen ("Volcanic Sunsets"), die über mehrere Jahre anhielten. Im Sommer 1885 wurden an mehreren Orten in Europa zudem seltsame weiß-blau bis silbern schimmernde Wolken beobachtet, welche erst längere Zeit nach Sonnenuntergang am dunkel werdenden Himmel auftauchten. Derartige Erscheinungen waren zuvor niemals gesehen worden, weshalb zunächst kaum Zweifel an einem Zusammenhang mit dem Krakatau-Ausbruch bestanden. Doch überraschenderweise kehrte das bald als "Leuchtende Nachtwolken" (abgekürzt NLC, vom engl. Noctilucent Clouds) bezeichnete Phänomen nun Sommer für Sommer wieder, wenn auch nicht immer mit gleicher Häufigkeit. Bis heute wird diskutiert, ob einige vor 1885 erschienene Arbeiten bereits vage Hinweise auf Leuchtende Nachtwolken enthalten. Wie dem auch sei, durch Triangulation fand man bald heraus, dass diese Wolken sich etwa 82 km über dem Erdboden befinden müssen, also rund 8mal so hoch wie normale troposphärische Wolken.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gewann man mehr und mehr Erkenntnisse über den Aufbau der mittleren und hohen Erdatmosphäre, wobei zunächst Ballone, seit den 1950er-Jahren Höhenforschungsraketen und seit den 1970ern Satelliten eingesetzt wurden. Es stellte sich heraus, dass die Leuchtenden Nachtwolken sich in einer als Mesopause bezeichneten Übergangsregion von der Mesosphäre zur Thermosphäre bilden und im Wesentlichen aus Wassereiskristallen bestehen. Nun ist der Wassergehalt der Luft dort oben außerordentlich gering. Damit Wolken überhaupt auskondensieren können, bedarf es extrem niedriger Temperaturen. Tatsächlich werden in der Mesopause mit -130˚C und darunter die niedrigsten Werte im gesamten Höhenprofil der Erdatmosphäre gemessen, allerdings nur im Sommer und nur in hohen geografischen Breiten. Damit hatte man eine Erklärung für das saisonale Auftreten der Leuchtenden Nachtwolken gefunden. Doch zu deren Bildung bedarf es nicht nur ausreichend niedriger Temperaturen, sondern auch des Vorhandenseins von Kondensationskeimen in ausreichender Menge. Vulkanasche käme dafür in Frage und es ist nicht auszuschließen, dass sie nach dem Krakatau-Ausbruch zeitweilig zur Entstehung Leuchtender Nachtwolken mit beigetragen hat. Doch offensichtlich muss es eine weitere und permanent vorhandene Quelle für Kondensationskeime geben. Heute gilt es als gesichert, dass es sich dabei um Material handelt, dass beim Verglühen vom Meteoren freigesetzt wird. Tatsächlich leuchten Sternschnuppen typischerweise genau in der Höhenlage auf, in der sich die Leuchtenden Nachtwolken aufhalten.