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Leuchtende Nachtwolken

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Hinweise zur Beobachtung und Fotografie Leuchtender Nachtwolken

Generell sind Leuchtende Nachtwolken dann sichtbar, wenn die Sonne sich mindestens 6 und höchstens 16 Grad unter dem Horizont befindet. In Ausnahmefällen können NLCs auch bei geringerer Sonnendepression (ab etwa 3.5˚) beobachtet werden (Diskussion dazu) . Ebenso sind sie in sehr seltenen Fällen (vollkommen klare Luft am Horizont) bis zu einer Sonnendepression von 18˚ am Nordhorizont sichtbar. Die entsprechenden Uhrzeiten kann man für seinen Beobachtungsort z.B. mit einem Planetariumsprogramm wie Stellarium ermitteln.
Im Norden Deutschlands können NLCs von Anfang Juni bis Mitte Juli während der ganzen Nacht beobachtet werden, weil die Sonne nie tiefer als 16 Grad unter den Horizont sinkt. Der gesamte Zeitraum, in dem NLCs auftreten, erstreckt sich von der letzten Maidekade bis in die zweite Augustdekade, jedoch sind Sichtungen im Mai und im August in Mitteleuropa nicht allzu häufig. In der Regel beginnt die Saison bei uns im Laufe der ersten Juni-Tage und klingt Anfang August aus. Die meisten NLC-Nächte fallen in den Zeitraum Mitte Juni bis Mitte Juli, wobei im langjährigen Mittel der Höhepunkt in der letzten Junidekade erreicht wird. Typischweise wechseln sich dabei mehrtägige Phasen mit Leuchtenden Nachtwolken und solche ohne ab. Wenn im AKM-Forum nach ein paar Tagen ohne Meldungen von Sichtungen berichtet wird, stehen die Chancen sehr gut, dass weitere NLC-Nächte folgen. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht.
Anhaltspunkte kann auch OSWIN, das VHF-Radar in Kühlungsborn, bieten. Wenn dort bis kurz vor Sonnenuntergang kräftige Echos zwischen 82 und 84km Höhe angezeigt werden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass nach Sonnenuntergang in weiten Teilen Mitteleuropas NLC sichtbar werden. Eine Garantie dafür gibt es freilich nicht; es kann "Fehlalarme" geben, z.B. weil sich die Wolken zwischenzeitlich auflösen. Umgekehrt treten auch Leuchtende Nachtwolken auf, wenn OSWIN nichts angezeigt hat.
Mehr Infos zur Vorhersage von NLCs.

Die meisten Leuchtenden Nachtwolken reichen kaum 20 Grad über den Horizont und sind im Sektor zwischen NW und NE sichtbar. Ganz charakteristisch ist, dass der helle Stern Kapella im oberen Bereich oder knapp über einem NLC-Feld zu sehen ist. Für eine erfolgreiche Beobachtung benötigen Sie also einen möglichst freien Horizontblick in die genannten Himmelsrichtungen. Man suche sich möglichst einen Standort ohne künstliche Lichtquellen in unmittelbarer Nähe, zumindest wenn man fotografieren möchte. Idealerweise beginnt man die Beobachtung, wenn die Sonne 6 Grad unter dem Horizont steht (Ende der Bürgerlichen Dämmerung) und verfolgt dann die Entwicklung eines etwaigen NLC-Displays. Am Morgen beginnt man die Beobachtung, wenn die Sonne noch 16 Grad unter dem Horizont steht und beendet sie, wenn die Leuchtenden Nachtwolken in der Morgendämmerung verblasst sind. Hat man wenig Zeit oder möchte nur feststellen, ob am jeweiligen Abend bzw. Morgen überhaupt NLCs auftreten, so sollte man seine Beobachtung gegen Ende (bzw. am Morgen gegen Anfang) der Nautischen Dämmerung machen, wenn die Sonne 10 - 12 Grad unter dem Horizont steht.

Leuchtende Nachtwolken am 05.07.2016 (Zeitraffer von Wilfried Bongartz)

Fotografie

Leuchtende Nachtwolken kann man problemlos mit dem bloßen Auge beobachten. Ein Fernglas ist jedoch nützlich, um feinere Strukturen zu erkennen oder aber auch um schwache, horizontnahe NLCs sicher nachzuweisen. Letzteres gilt insbesondere, wenn zusätzlich noch niedrige, troposphärische Wolken unterwegs sind. Zur Fotografie von Leuchtenden Nachtwolken ist im Prinzip jede Kamera geeignet, welche manuelle Einstellungen von Belichtungszeit, Blende sowie ISO-Zahl ermöglicht und über ein Weitwinkelobjektiv bzw. ein Zoom-Objektiv mit Weitwinkel verfügt. Da digitale Kompaktkameras bei höheren ISO-Zahlen ein starkes Rauschen produzieren, sollte mit solchen Geräten bevorzugt mit ISO 400 oder weniger fotografiert werden. Selbst bei voll geöffneter Blende muss man dann mit Belichtungszeiten im Bereich von 1/2 Sekunde bis zu - je nach Dämmerungsgrad - 30 Sekunden arbeiten. Daher ist ein Stativ oder zumindest eine geeignete Ablage (Fensterbank, Mauerkrone) für die Kamera unbedingt erforderlich. Letzteres gilt im Prinzip auch für Spiegelreflex- und Systemkameras, obwohl bei diesen dank Rauscharmut im hohen ISO-Bereich deutlich kürzere Belichtungszeitungen möglich sind. Andererseits reicht für eine reine Belegaufnahme, an die wenig Qualitätsansprüche gestellt werden, ein Smartphone aus( Beispiel).

Ein NLC-Display lässt sich in seiner zeitlichen, rämlichen und strukturellen Entwicklung bereits an Hand weniger Übersichtsfotos, die im Abstand von jeweils einigen Minuten aufgenommen werden, sehr gut dokumentieren. Ergänzt durch Detailbilder - ein Zoomobjektiv ist da sehr praktisch - kann man die Ergebnisse in einer Diashow präsentieren (Beispiel). Wählt man eine höhere Aufnahmefrequenz, z.B. jede Minute ein Bild, so kann man eine Animation erstellen (Beispiel), um die Dynamik der NLCs zu zeigen. Auch Kombinationen aus Diashow und Animation können durchaus reizvoll sein (Beispiel). "Goldstandard" bei der Dokumentation von NLC-Displays ist jedoch der Zeitraffer, welchen man auf zweierlei Art gewinnen kann. Die weitaus wichtigere, da qualitativ hochwertigere Methode sind Einzelfotos, die in hoher Frequenz (z.B. 10 pro Minute) angefertigt und später zu einem Film aneinander gereiht werden, so wie im oben eingebetteten Video. Alternativ kann man mit extrem lichtempfindlichen Kameras wie der legendären Sony 7S Videos drehen, welche man dann später stark beschleunigt abspielen lässt. Dagegen ist die Präsentation eines Echtzeitfilms, welcher im Extremfall eine Stunde oder länger dauert, für den Zuschauer ermüdend, da sich Veränderungen in NLC-Feldern sehr langsam abspielen. Durchaus empfehlenswert sind jedoch kurze Stimmungsfilme, z.B. mit abendlichem oder morgendlichem Vogelgezwitscher (Beispiel) oder aber auch mit Musik unterlegt wie im unten eingebundenen Video.


Leuchtende Nachtwolken in Bonn am Morgen des 04.07.2014 (Stimmungsvideo)

Daten, die bei der Beobachtung von NLCs erfasst werden sollten

Nach AKM e.V., ergänzt.

Uhrzeit
Zeitraum, in dem NLCs beobachtet wurden

Richtung
Azimut der Gesamt-Erscheinung (Nord: 0˚, Ost: 90˚, Süd: 180˚, West: 270˚)

Höhe
Höhe (in Grad) des obersten Teils der NLC über dem Horizont

Helligkeit
1: sehr schwach, NLC kaum sichtbar (Beispiel)
2: NLC eindeutig erkennbar, aber geringe Helligkeit (Beispiel)
3: NLC eindeutig sichtbar, klar gegen den Dämmerungshimmel abhebend (Beispiel)
4: NLC sehr hell, erregen die Aufmerksamkeit von Zufallsbeobachtern (Beispiel)
5: extrem hell, beleuchtet Gegenstände merklich (Beispiel)
5*: erhellt die gesamte Landschaft, ausgeprägte Dämmerungsanomalie, im Erdschatten sichtbar (Beispiel)
f: NLC visuell nicht sichtbar, aber fotografisch erfasst
k: keine Helligkeitsangabe möglich (z.B. auf Grund von Dunst)
w: NLC an automatischer Webcam beobachtet oder bei Auswertung automatischer Reihenaufnahme gefunden; Einstufung nach der visuellen Skala daher nicht möglich

Formen
Typ I: Schleier - strukturloser "Vorhang", manchmal Hintergrund für komplexere Typen
Typ II: Streifen - Bänder/Streifen, die parallel oder nur wenig gegeneinander geneigt sind
- IIa: Bänder mit diffusen verwaschenen Kanten
- IIb: Bänder mit scharfen Kanten
Typ III: Wellen - fischgrätenartige Muster wie etwa Sandrippen im flachen Wasser
- IIIa: kurze, gerade, schmale "Striche"
- IIIb: Wellenstrukturen mit mehreren Wellen
Typ IV: Wirbel - Bögen oder verschlungene Strukturen
- IVa: Wirbel mit kleinem Radius (0,1˚...0,5˚)
- IVb: einfache Bögen mit Radius 3˚...5˚
- IVc: großskalige Wirbel
Typ O: Formen, die sich nicht in Typen I bis IV einordnen lassen
Typ P: Wellen, die ein Band kreuzen
Typ S: NLC mit hellen "Knoten"
Typ V: netzartige Struktur

Die Einteilung in Formen stammt aus einer Zeit, in der NLCs mangels fotografischer Möglichkeiten zumeist nur beschreibend dokumentiert wurden. Heute ist eine saubere fotografische Erfassung auf jeden Fall vorzuziehen. Falls gewünscht kann die Angabe der Formen dann später an Hand des digitalen Bildmaterials erfolgen (Beispiel).


Zusammenfassung

Beobachtung Leuchtender Nachtwolken