Leuchtende Nachtwolken - NLC - Mitteleuropa - Noctilucent Clouds - Chronik - 2014

Leuchtende Nachtwolken 2014

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Leuchtende Nachtwolken in Mitteleuropa 2014

Mit 29 NLC-Nächten (Übersichtstabelle) war 2014 im langjährigen Vergleich eine der besseren Saisons. Anders als in den Vorjahren gab es zahlreiche zumindest mittelhelle Displays, die z.T. bis in den Alpenraum nachgewiesen wurden, vielfach durch ein Netzwerk hochwertiger Webcams. Für Beobachter südlich des 51. Breitengrades war es daher das beste Jahr seit 2009. Die Saison verwöhnte mit zahlreichen hellen Displays, welche in 8 Nächten die Helligkeitsstufen 4 oder sogar 5 erreichten. In dieser Hinsicht war 2014 sogar das beste Jahr seit 1991. Die NLC-Aktivität verteilte sich sehr gleichmäßig über die mit 61 Tagen durchschnittlich lange Saison; zwischen dem 3. und 9. Juni lagen zwar 6 Nächte ohne Beobachtungen Leuchtender Nachtwolken, aber ansonsten trat keine Unterbrechung auf, die länger als 3 Nächte anhielt.
Besonders eindrucksvolle Displays gab es u.a. am 26./27.06.2014, am 30.06./01.07.2014, am 02./03.07.2014, am 11./12.07.2014 sowie am 27./28.07.2014. Letzteres bedeckte in Kiel am Morgen fast den gesamten Himmel, was in einem gewissen Widerspruch zum "Lehrbuchwissen" stand und entsprechend diskutiert wurde. Bei weitem übertroffen wurden alle vorgenannten Nächte vom 03./04.07.2014, welcher nicht nur die eindrucksvollste Displays seit 2009 bot, sondern zweifelsohne auch die in Mitteleuropa am meisten beobachteten und am besten dokumentierten überhaupt (Ausführliche Darstellung).

Die meisten NLC-Nachweise (23) konnte in der Saison 2014 mit Chris Kranich (Kiel) erfreulicherweise ein menschlicher Beobachter verbuchen. Erst danach folgten die automatischen Webcams des IAP in Juliusruh und Kühlungsborn mit jeweils 19 Nachweisen, dicht gefolgt von Olaf Squarra (Rostock) mit 18 Sichtungen. Insgesamt lieferten 148 Beobachter (inkl. diverser Webcams) in 29 Nächten 423 Meldungen von NLCs, wovon 30% (127) auf die Nacht 03./04.07.2014 entfielen. Dies entspricht einem Schnitt von 14,6 erfolgreichen Beobachtern pro NLC-Nacht. Nimmt man den vorgenannten Sonderfall heraus, so sind es immerhin noch 10,6 pro Nacht.

Global gesehen war die NLC-Saison 2014 außerordentlich lang, wie nachstehende Aufstellung belegt.
- Erstes Echo an OSWIN: 23.05.2014
- Erstes Echo an MAARSY: 24.05.2014
- Erster Nachweis durch AIM: 24.05.2014
- Erster NLC-Nachweis vom Boden aus: 30.05.2014 in Novosibirsk durch A. Zadorozhny
- Letzter NLC-Nachweis vom Boden aus: 20.08.2014 in Kuusalu/ Estland durch Jüri Voit
- Letztes Echo an OSWIN: 20.08.2014
- Letztes Echo an MAARSY: 28.08.2014
- Letzter Nachweis durch AIM: 31.08.2014

Im AKM-Forum wurde neben den obligatorischen Threads zu den einzelnen NLC-Nächten ein über die gesamte Saison aktives Thema zu den OSWIN- und MAARSY-Echos eröffnet. Daneben gab es erstmals zu jeder NLC-Nacht einen mehr oder weniger ausführlichen Rückblick mit kurzen Analysen (in der Übersichtstabelle jeweils in der linken Spalte verlinkt). Die Verwechslung von Zirren mit NLCs wurde war wie jedes Jahr ein Thema, aber auch Kondensstreifen, Kontrasteffekte und angestrahlte troposphärische Wolken vermochten Beobachter zu narren. Weitere Threads beschäftigten sich mit dem Tagesgang der NLC-Häufigkeit, dem rötlichen Dämmerungssaum der NLCs, Dämmerungsanomalien durch NLCs.

Eine wichtige Neuerung gab es in der Struktur der AKM-Foren zu vermelden. Nach z.T. erbittert geführter Diskussion wurde beschlossen, ein separates NLC-Forum auszugliedern, was dann nach Saisonende im Oktober auch vollzogen wurde. Umstrukturierungen gab es auch bei der internationalen NLC-Meldeliste, welche eine neue Webheimat erhielt. Unsere eigene Webpräsenz wurde im Juni 2014 von der bisherigen Infoseite zu einem richtigen Webportal mit deutlich mehr Inhalten umgebaut. Unsere ergänzend im Jahr 2013 eingerichtete Facebook-Seite fand zunehmend Zuspruch.

Auch 2014 erschienen auf Youtube zahlreiche Filme - zumeist Zeitraffer aus Reihenaufnahmen - von Leuchtenden Nachtwolken, deren Qualität wie üblich sehr durchwachsen war (Playlist). Hervorzuheben sind eine animierte Positionsrekontruktion von Alexander Haußmann sowie ein Video des Schweden Göran Strand, welches vor allem durch einen Beitrag auf Universe Today populär wurde. Auf der Plattform Vimeo war sicherlich London Noctilucent Mesospheric Clouds der interessanteste Clip.

NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa 2014
Abb. 1: NLC-Beobachtungen in Mitteleuropa 2014. Die wichtigsten Beobachtungsorte sind namentlich gekennzeichnet.

Leuchtende Nachtwolken in der Nacht 03./04.07.2014

Die NLCs am 03./04.07.2014 boten nicht nur die eindrucksvollste Displays zumindest seit 2009, sondern sind bislang in Mitteleuropa mit weit über 100 Meldungen zweifelsohne die am meisten beobachteten und am besten dokumentierten überhaupt. Dabei spielte sicherlich eine Rolle, dass unter den Amateurastronomen und -meteorologen durch die hellen Displays (bzw. die Berichte darüber) vom 26./27.06.2014, 30.06./01.07.2014 und 02./03.07.2014 eine zunehmende Aufmerksamkeit erzeugt worden war. Hinzu kam zumindest unter Insidern die hohe Erwartungshaltung auf Grund der sehr starken und späten OSWIN-Echos - die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Leuchtende Nachtwolken auftreten würden, lag bei 77%. Entscheidend war aber neben dem über fast ganz Mitteleuropa wolkenlosen Himmel (Abb. 5, 6) letztlich die Tatsache, dass die NLCs diesmal bereits relativ früh am Abend in der hellen Dämmerung auftauchten. Binnen kurzer Zeit gingen zahlreiche Meldungen aus ganz Deutschland und aus Österreich ein, nicht nur im AKM-Forum, sondern auch - was sonst nur sehr vereinzelt der Fall ist - in Astronomie- und Wetterforen. Die Postings überschlugen sich geradezu vor Begeisterung. Nicht nur reichten die NLCs mancherorts bis in den Zenit, sondern auch in ästhetischer Hinsicht ließen sie nichts zu wünschen übrig. Vielfach fotografiert wurde im Westen Deutschlands eine gesichtsförmige Struktur (Abb. 2). Nach Mitternacht, als die NLCs südlich etwa des 51. Breitengrades in den Erdschatten gerieten, erschienen bereits erste Zeitraffer. Wer es eben einrichten konnte, hielt bis zur bald einsetzenden Morgendämmerung durch und wurde mit noch helleren und großartigeren Displays belohnt (Abb. 3).

"Ich stand auf dem Lerchenberg bei Börnchen heute morgen, wußte nicht, was ich denken, fühlen sollte. Sowas hab ich noch nie gesehen... mir zittert jetzt noch alles..." Heiko Ulbricht

Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 03.07.2014, 23:25 MESZ
Abb. 2: Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 03.07.2014, 23:25 MESZ.
Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 04.07.2014, 03:37 MESZ
Abb. 3: Eigene Aufnahme vom Bonner Rheinufer, 04.07.2014, 03:37 MESZ.

Für die nachstehende Karte der Beobachtungsorte wurden 127 Sichtungsmeldungen aus folgenden Quellen berücksichtigt:
- AKM-Forum
- Skyweek
- Astrotreff
- Forum Astronomie.de
- Forum Wetterzentrale
- Noctilucent Cloud Observing Network

NLC-Beobachtungen in der Nacht 03./04.07.2014
Abb. 4: NLC-Beobachtungen in der Nacht 03./04.07.2014. Die wichtigsten Beobachtungsorte sind namentlich gekennzeichnet.

Deutlich erkennbar ist der vergleichsweise geringe Anteil an Beobachtungen im Küstengebiet - das war die einzige Region mit Bewölkung (s. Abb. 5, 6). Nahezu alle Schätzungen der Helligkeit mit "5" stammen aus dem Gürtel zwischen 51° und 53° Nord, wo für das über dem nördlichen Deutschland stehende Display optimale Sichtbedingungen herrschten. Weiter südlich wurde maximal 4 angegeben. Überall war das Morgendisplay deutlich heller als das Abenddisplay.

Wolkenverteilung über Deutschland am 03.07.2014 um 23 MESZ
Abb. 5: Wolkenverteilung über Deutschland am 03.07.2014 um 23 MESZ.
Wolkenverteilung über Deutschland am 04.07.2014 um 03 MESZ
Abb. 6: Wolkenverteilung über Deutschland am 04.07.2014 um 03 MESZ.

Einige Beobachter gaben sowohl die Horizonthöhe als auch den Azimuth der Displays an, sodass genügend Daten zur Rekonstruktion der Positionen zur Verfügung standen. Für die Abbildungen 7 und 8 wurden nachstehende Angaben verwendet, welche alle einem Thread im AKM-Forum entnommen wurden. Bei Angaben wie 15-20 (Grad Höhe) wurde der Mittelwert verwendet.

Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Abend des 03.07.2014
Abb. 7: Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Abend des 03.07.2014.
Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Morgen des 04.07.2014
Abb. 8: Ungefähre Position der beobachteten NLCs am Morgen des 04.07.2014.

Die abendlichen Beobachtungen (Abb. 7) zeigen ein ausgedehntes NLC-Feld, welches die Nordhälfte Deutschlands überdeckt. Gegen Morgen hat es sich etwas nach Süden verlagert sowie nach Westen und Osten ausgedehnt (Abb. 8). Es besteht kaum ein Zweifel, dass während der gesamten Nacht ein und dasselbe langlebige NLC-Feld beobachtet wurde, welches sich am Morgen in 3 miteinander verbundene Segmente aufgliederte, von denen das mittlere überall, das westliche nur im Westen und das östliche nur im Osten beobachtet wurde. Gut sichtbar ist das auf Zeitraffern von Anke Mo (Downlaod 55mb) aus Gladbeck und von Andreas Möller aus der Berliner Gegend. Diese Videos wie auch die Dokumentation von Daniel Fischer aus Witten belegen, dass es sich ab etwa 51° um ein Allnight-Display handelte. Weiter südlich sank die Sonne um die astronomische Mitternacht zu tief unter den Horizont. Während die oben gezeigten Karten die maximale Südausdehnung der NLC-Felder repräsentieren, zeigt eine professionelle Rekonstruktion von Alexander Haußmann die Lage des gesamten Feldes und dessen Veränderung im Abendsektor als Animation.
Ein Blick auf den OSWIN-Plot deutet darauf hin, dass das ausgedehnte NLC-Feld wahrscheinlich schon in den Nachmittagsstunden des 03.07.14 vorhanden war und sich bis in die Morgenstunden des 04.07.14 hielt.

OSWIN-Plot für den Zeitraum 03.07.2014, 14:15 MESZ bis 04.07.2014, 14:15 MESZ
Abb. 9: OSWIN-Plot für den Zeitraum 03.07.2014, 14:15 MESZ bis 04.07.2014, 14:15 MESZ.

Leuchtenden Nachtwolken wurden in der gleichen Nacht in weiten Teilen Europas beobachtet. Hier einige Videos bzw. Animationen aus verschiedenen Ländern
- Deutschland
- Deutschland
- Niederlande
- Norwegen
- Norwegen
- Polen
- Tschechien

Abschließend noch ein paar weitere Links zu diesen herausragenden Event
- HAZ
- Meinbezirk.at
- EarthSky
- Oculum-Newsletter
- Universe Today